Abschlag beim Golf, Marco Paeke von der VcG im Interview

Golf für Jedermann

WIE DIE VCG DEN GOLF-SPORT REVOLUTIONIERTE

Die Vereinigung clubfreier Golfspieler (VcG) ist eine echte Erfolgsgeschichte: Seit rund drei Jahrzehnten ermöglicht sie Hobby-Spielern und Neulingen, ihre Leidenschaft auf Plätzen in der ganzen Republik zu frönen. Wieso die VcG der wohl einzige Verein ist, der sich freut, wenn Mitglieder austreten und warum man trotz Corona vor einem wahren Rekordjahr steht, erklärte uns Geschäftsführer Marco Paeke.

Golf spielen ohne Mitgliedschaft

Auf der Dienstreise spontan zu einem Golfplatz fahren und sich bei einer gepflegten Runde Golf vom stressigen Termin erholen? Vor 1992 nicht für jedermann denkbar! „Das Problem der Vereine waren die langen Wartelisten und hohen Beiträge“, sagt Marco Paeke. Aufgrund von Nachwuchssorgen und mit dem Ziel, Golf von seinem elitären Image zu befreien, wurde auf der Jahresversammlung des Deutschen Golf Verbands (DGV) die Gründung der Vereinigung clubfreier Golfspieler (VcG) beschlossen. So wurde der Sport für eine breitere Interessenten-Gruppe geöffnet – eine Entscheidung, die in der Szene zunächst auf wenig Gegenliebe stieß.

„Die Abstimmung war eine knappe Sache. Manche Mitglieder sprachen von ‚Barfuß-Golfern‘, andere hatten Angst vor einem Verramschen des Heritage des Golfsports“, erklärt der Experte. 1993 räumten weniger als ein Drittel der im DGV organisierten Vereine den „Heimatlosen“ ein Spielrecht auf ihren Anlagen ein, zum Teil kassierten sie doppeltes Greenfee. „Meine Vorgänger mussten sich um Spielerlaubnisse bemühen und freuten sich über Zutritte zu Driving Ranges – heute bieten wir ein vollkommen flächendeckendes Angebot“, so Paeke. Er muss es wissen: Seit 2007 ist der langjährige Golfclub-Manager Geschäftsführer der VcG.

Zu viele Golfplätze in Deutschland

Der Grund für die 180-Grad-Wende der alteingesessenen Golfclubs: Durch einen Bauboom in den 90er-Jahren überstieg das Angebot bald die Nachfrage. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Paeke aus genau diesem Grund seinen beruflichen Einstieg in die Szene fand: Ein Freund fragte den gelernten Reisekaufmann, ob er aufgrund seiner Golferfahrung den Neubau eines Platzes an der Ostsee begleiten könne – was er tat und dort auch direkt Clubmanager wurde.

Es folgten Stellen in der Region Rheinhessen und Berlin, zwölf Jahre lang war er „Direktor eines Hotels ohne Dach“, wie Paeke beschreibt, „viel länger schafft man das auch nicht.“ Mit dem Wechsel zur VcG tauschte er Vereinsheim und Clubmitglieder gegen die Suche nach immer neuen Trends und Möglichkeiten für die ehemaligen „Nestbeschmutzer“ des Sports. Turniere für Spieler aller Leistungsstufen, attraktive Kennlern-Angebote und die Jugendförderung gehören zu dem breiten Spektrum der VcG – neben dem Hauptziel: Noch mehr Menschen für den Golfsport zu begeistern und einen einfachen Einstieg zu ermöglichen.

Golf während der Corona-Pandemie

„Die VcG ist offen für jeden, der Golf ausprobieren möchte“, erklärt Paeke. Die Zielgruppe sei dabei eine „heterogene Gruppe“, wie er sagt: Je ein Drittel besteht aus „Wenigspielern“, die rund vier Mal im Jahr zum Schläger greifen und sich so die Kosten einer Vereinsmitgliedschaft sparen, und „lokalen Hobbygolfern“, die eine Familie haben und nebenbei auch weitere Sportarten betreiben. Dazu gesellen sich die „Exoten“, wie Marco Paeke in feinstem Berlinerisch vermittelt: „Das sind Super-Vielspieler, die auf ganz vielen unterschiedlichen Plätzen unterwegs sind.“

Während viele andere Sportarten im Corona-Jahr 2020 unter den restriktiven Auflagen der Behörden ächzen, blickt die VcG auf einen außergewöhnlich starken Mitgliederzuwachs. Zum Ende des Jahres werden rund 24.000 Golfer gemeldet sein, ein Zuwachs von fast sechs Prozent im Vergleich zu 2019. Durch wegfallende Dienstreisen konnten viele Golfer mehr Zeit auf dem Green verbringen. Eine unglaubliche Wende, nachdem während des ersten Shutdowns im Frühjahr „kaum Eintritte“ zustande kamen, wie Paeke berichtet: „Ich hatte wirklich nicht geglaubt, dass die Saison noch so positiv zu Ende geht. Ich bin mir dessen bewusst, dass wir eine privilegierte Ausnahme sind.“

Höhenflug auf dem Green

Ein Grund für den Aufschwung im Golf: Es erfüllt alle Parameter für einen sicheren Sport in der Pandemie. „Man ist an der frischen Luft, und Abstand muss man sowieso halten, da man ansonsten einen Schläger gegen die Rübe kriegen würde“, lacht Paeke. Nur auf das Händeschütteln am Ende der Runde und einige andere gewohnte Abläufe rund ums Golfspiel müssen die Spieler verzichten. „Je mehr im digitalen Raum stattfindet, desto mehr fallen mir die Tage auf dem Golfplatz auf“, berichtet der VcG-Geschäftsführer, der am liebsten mit Freunden spielt, um den Alltag und Corona-Sorgen auch mal hinter sich zu lassen.

Trotz – oder gerade wegen – dieser Vorteile verzeichnet auch die Vereinigung clubfreier Golfspieler jährlich Abgänge. Und freut sich darüber. Rund zwölf Prozent der Mitglieder verlassen am Jahresende die VcG. Die Hälfte davon hat so viel Spaß an dem Sport gefunden, dass sie direkt in einen lokalen Golfclub wechselt. „Wir fördern diese Übertritte. Solche Vereinsaustritte sind geradezu gewünscht“, sagt Marco Paeke. „Man zahlt bei der VcG für jede Runde. Wenn man also öfter auf einem Platz spielt, lohnt sich die Mitgliedschaft in einem Club.“ Durch diese natürlichen Transferleistungen und eine umfangreiche Jugendförderung trägt auch die Vereinigung einen Anteil daran, dass der Deutsche Golf Verband zu den zehn größten Sportverbänden in Deutschland gehört.

Um diese Entwicklung zu stärken, ist Marco Paeke immer auf der Suche nach innovativen Trends. Die neueste Entdeckung aus der Schweiz: Eine Golfrunde über zwölf Löcher, „danach geht die Konzentration sowieso flöten“, wie der Berliner sagt. Ihm selber geht es auch so, und die fehlende Freizeit ließen das Handicap auf 25,9 sinken. „Die Tendenz ist klar erkennbar: Jedes Jahr wird es schlechter. Aber nächstes Jahr möchte ich wieder angreifen.“ Genauso wie die VcG.

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