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Natural Bodybuilding – sauber zur Spitzenleistung Teil 2

Fortsetzung (hier geht’s zum ersten Teil)

Berend Breitenstein hat den perfekten Körper: Muskulös und kein Gramm Fett zu viel. Mens World by Eric:Barbier gibt der Hamburger einen Einblick in seine Routinen und berichtet über Rückschläge, den Verzicht und späten Erfolg.

„Wie ein Eremit“

Nach dem Abschluss seines Einser-Diploms kam der nächste prägende Einschnitt: Seine Freundin trennte sich von ihm, er war komplett außer Form und hatte keinen Job. „Ich habe angefangen, alles zu hinterfragen und musste zu mir kommen.“ Also verkaufte Berend sein Auto, um sich vier Monate lang nur auf das Training konzentrieren zu können. Seine Eltern erklärten ihn für verrückt, aber er wollte sehen, was in dieser Zeit möglich ist. Mit anfänglichen 110 Kilogramm und 4.000 Mark für seinen Peugeot 206 ging es jeden Morgen um sechs Uhr in die Muskelschmiede.

Die kommende Zeit bestand aus Training, Essen und Schlafen: „Ich habe gelebt wie ein Eremit.“ Berend dokumentierte die Transformation seines Körpers mit Fotos, die er später zu einem Sportmagazin schickte und die dort veröffentlicht wurden. Sie öffneten die Tür zu einem gut dotierten Sponsoringvertrag mit einer Nahrungsergänzungsfirma. Mit den Erfahrungen dieser Zeit der kompletten Hingabe schrieb Berend ein Buch – eine Idee, die sich bezahlt machen sollte. Beim Vorstellen seines heute noch online erwerblichen Erstlingswerks „Bodybuilding. Erfolgreich. Natürlich. Gesund“ 1996 auf der Fitnessmesse FIBO in Köln hörte er erstmals von Wettkämpfen ganz ohne Doping in den USA – dem Natural Bodybuilding.

Endlich auf der Bühne

Der Kontakt in die Staaten war schnell hergestellt, erste Körperfotos machten sich per Post auf dem Weg über den großen Teich. Wenige Wochen später lag eine Wildcard im Hamburger Briefkasten: Die Eintrittskarte in die Welt der sauberen Wettkämpfe. Das gelobte Land, in dem nur Fleiß und kein Doping zählt. 1998 trat er mit 34 Jahren erstmals an und erreichte gleich den fünften Platz der Pro-Klasse beim „Mr. International“ in New York. Es folgten Körpervergleiche auf Bühnen in Atlantic City, auf Barbados, in Iowa, Miami und zuletzt 2014 in der Kategorie Ü50 im slowakischen Nitra, wo sich mit dem vierten Rang auch der größte Erfolg einstellte. Eine sagenhafte Laufbahn dafür, dass Berend Breitenstein dieser sportliche Höhenflug nie vergönnt schien.

Neben der aktiven Karriere stellte er auch die Weichen für sauberen Muskelsport in seiner Heimat und gründete 2003 die German Natural Bodybuilding & Fitness Federation (GNBF), der er als Präsident vorsitzt. Jährlich trägt der Verband eine nationale sowie internationale deutsche Meisterschaft aus und lässt seine Athleten nach den Kriterien der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) testen. Doch auch hier finden sich leider schwarze Schafe. „Natürlich bin ich dann enttäuscht. Und ich verstehe es auch nicht. Wieso nehmen sie Doping, wenn sie zu uns gehen?“

Aufstehen, Kaffee, Sport

Bleibt die Frage: Ist Bodybuilding ohne illegale Substanzen überhaupt denkbar? „Es wird immer Menschen geben, die versuchen, noch das letzte Quäntchen Vorteil für sich zu erhaschen“, sagt Berend. Nicht konsterniert, sondern überlegt und realistisch. Mut macht ihm das Wachstum des GNBF, gerade im Jugendbereich: Während es bei seinen ersten Schritten keine saubere Alternative für kompetitiven Muskelsport gab, wird genau diese heute immer häufiger angenommen.

Und Berend? Als er um zehn Uhr im silbernen Kleinwagen auf den Parkplatz rollt, ist er bereits seit sechs Stunden auf den Beinen. Er arbeite aktuell wieder intensiver an seinem Körper, was bedeutet: In aller Frühe raus, ein schwarzer Kaffee zum Frühstück, ab in eins der drei Fitnessstudios, bei denen er angemeldet ist, oder alternativ ein Waldlauf. Anschließend gibt er Hilfestellungen als Trainer und arbeitet im Home-Office. Während die meisten langsam in den Tag starten, ist der Sportler schon mittendrin.

Eine süße Schwachstelle

Verknüpft mit dem ansteigenden Trainingspensum ist auch der Verzicht. Berend ignoriert den Macaron, der ihm beim Interview zum Kaffee gereicht wird ebenso gekonnt wie den Zuckerstreuer. Nur beim Kuchen von der Mutter seiner Freundin wird er schwach, einmal in der Woche gönnt er sich ein Stückchen. Es gibt ja nicht nur den Sport.

Das wird auch beim Blick auf die weitere Lebensplanung deutlich erkennbar. Gemeinsam mit seiner Freundin Simone steht in naher Zukunft die Gründung einer eigenen Familie an. „Wir möchten am liebsten drei Kinder – wie wir sagen ‚unsere Finalisten‘“, erklärt Berend. Seine grünen Augen strahlen dabei noch mehr als vorher. Unter der harten Schale befindet sich ein weicher Kern und ein Familienmensch, auch seine Mutter arbeitet bei dem von ihm gegründeten Verband. Also: Wann ist ein Mann ein Mann?

P.S.: Hier findet ihr die Trainingstipps von Berend Breitenstein.

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